In Zeiten zunehmender geopolitischer Spannungen und klimabedingter Extremwetterereignisse rückt die digitale Resilienz zunehmend in den Fokus von Politik und Gesellschaft. Der Schutz digitaler Infrastrukturen wie Telekommunikation und Informationstechnik ist dabei entscheidend, um auch in Krisensituationen handlungsfähig zu bleiben. Darüber und wie diese Systeme krisenfest, souverän und zukunftssicher gestaltet werden können, diskutierte die Hessische Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Verwaltung beim hochrangig besetzten Digital Leaders Roundtable in der Hessischen Landesvertretung in Brüssel. Im Zentrum der Veranstaltung stand das Thema „For Tomorrow: Digital Resilience in Disasters“.
Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen soll in Hessen das bundesweit erste nationale Zentrum für Digitale Resilienz in Katastrophen entstehen - als strategische und nachhaltige Investition in die Sicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Stärke Deutschlands und Europas.
Digitale Souveränität des Landes stärken
Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessische Ministerin für Digitalisierung und Innovation: „Resilienz und Souveränität im digitalen Raum sind zentrale Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft und Gesellschaft. Der Aufbau eines Zentrums für Digitale Resilienz in Katastrophen ist daher ein entschlossener und notwendiger Schritt, um unsere kritischen Infrastrukturen zu schützen und die digitale Souveränität unseres Landes zu stärken. Nur auf der Grundlage verlässlicher digitaler Systeme können wir souverän über unsere Technologien entscheiden – sei es im Gesundheitswesen, in der Verwaltung oder bei der Nutzung von Künstlicher Intelligenz.“
Am Roundtable nahmen neben Digitalministerin Sinemus auch Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MdEP), Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament, Dr. Hans Das, stellvertretender Generaldirektor für Europäischen Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO) der Europäischen Kommission, Prof. Dr.-Ing. Matthias Hollick von der Technischen Universität Darmstadt sowie Dr. Björn Gütlich, Abteilungsleiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), teil.
Digitale Resilienz ist eine Priorität der Krisenvorsorge
Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MdEP), Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament: „Digitale Resilienz ist längst Teil unserer Sicherheitsarchitektur. Wer kritische Infrastrukturen angreift, trifft das Herz unserer Gesellschaft – ob im Katastrophenfall oder im hybriden Krieg. Deshalb braucht Europa robuste digitale Systeme, klare Zuständigkeiten und eine enge Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Akteuren. Die Initiative des Landes Hessen zeigt, wie wichtig es ist, Resilienz nicht nur zu fordern, sondern aktiv zu gestalten – regional, national und europäisch.“
Dr. Hans Das, stellvertretender Generaldirektor für Europäischen Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe (ECHO): „Die EU sieht sich mit einer zunehmenden Zahl von Bedrohungen und Risiken konfrontiert, von denen viele mit dem digitalen Raum zusammenhängen oder ihn beeinflussen. Das Funktionieren unserer Gesellschaften und unser individuelles Leben hängen von der digitalen Infrastruktur ab. Daher ist digitale Resilienz eine Priorität der Krisenvorsorge auf nationaler und europäischer Ebene.“
Als Gesellschaft digitaler und resilienter werden
Prof. Dr. Matthias Hollick, Leiter des Fachgebiets Sichere Mobile Netze an der TU Darmstadt und wissenschaftlicher Koordinator des LOEWE-Zentrums emergenCITY, in dem seit 2020 an resilienten Infrastrukturen digitaler Städte geforscht wird: „Wir müssen als Gesellschaft digitaler, aber gleichzeitig auch resilienter werden, insbesondere für zunehmend komplexe Krisen und Katastrophen. Hierzu müssen wir weiter Grundlagen erforschen, unsere Forschung kontinuierlich in die Anwendung bringen und die Gesellschaft von Anfang an mitnehmen. Das geplante nationale Zentrum für Digitale Resilienz in Darmstadt wird dies nachhaltig sicherstellen.“
Dr. Björn Gütlich, Abteilungsleiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR): „Raumfahrtanwendungen sind heute – oft unbemerkt – fester Bestandteil unseres Alltags und längst ein zentrales Element der Daseinsvorsorge. Damit zählt die Raumfahrt zur kritischen Infrastruktur, und der Zugang zu weltraumbasierten Anwendungen wird zur Frage von Souveränität und Sicherheit für Deutschland und Europa. Im Krisenfall müssen wir sicherstellen, dass diese kritische Infrastruktur funktionsfähig bleibt. Gleichzeitig leisten Raumfahrtlösungen einen wichtigen Beitrag zur Resilienz unserer Gesellschaft. Mit IRIS² bereitet die Europäische Kommission ein satellitenbasiertes Kommunikationsnetz vor, das einspringen kann, wenn herkömmliche Infrastrukturen ausfallen – etwa zur Unterstützung von Einsatzkräften.“